Brexit 2019: Auf der Zielgeraden

April 08, 2019 11:36


Wenige Tage, bevor Großbritannien die EU planmäßig am 29. März verlassen sollte, stimmten die britischen Parlamentarier über acht verschiedene Brexit-Versionen ab. Alle wurden abgelehnt, was zu großen Kursschwüngen auf den britischen Märkten führte.

Während die Zeit bis zur Wahl des EU-Parlaments im Mai gnadenlos abläuft, werden die Handlungsoptionen für die britische Regierungschefin Theresa May immer geringer. Bis dahin hat Brüssel den Briten noch Aufschub gewährt, um sich zu entscheiden, was sie wollen. Die britischen Märkte sind bereit für eine definitive Entscheidung. Sobald diese fällt, könnte es auf ihnen zu ungeahnten Verschiebungen kommen.

Hier werden wir die wahrscheinlichsten Möglichkeiten vorstellen, wie der Brexit ausgehen und welche Auswirkungen diese auf die britischen Märkte haben könnten.

Brexit 2019: Was bisher geschah

Theresa May ist es bisher nicht gelungen, eine Mehrheit des Parlaments für ihren Brexit-Deal zu gewinnen. Mehrmals sah sie sich gezwungen, zurück zur EU zu gehen und um eine Verlängerung des Austrittsartikels 50 zu bitten, um den Brexit zu verschieben, der eigentlich am 29. März hätte stattfinden sollen.

Seitdem hat May ihren Parteikollegen ihren Rücktritt angeboten, um ihren Deal abgesegnet zu bekommen. Zwar wechselten viele Skeptiker die Seiten und sicherten ihr Unterstützung zu, aber es waren nicht genug. Nun ist die Zahl möglicher Ausgangsszenarien geschrumpft, was eine Reihe unvorhergesehener Ereignisse auslösen und viele günstige Trading-Gelegenheit schaffen könnte.

Brexit 2019: Und nun?

Nachfolgend 7 mögliche Ausgangsszenarien des Brexit:

1. Erneute Abstimmung über Mays Deal

Sollte es doch noch gelingen, genug Parlamentarier für Mays Deal zu vereinen, geht die britische Regierung davon aus, dass Großbritannien die EU am 22. Mai verlassen kann, einen Tag vor Beginn der Europawahl. Allerdings gibt es eine langanhaltende Tradition in England, wonach die Parlamentarier nicht zwei Mal innerhalb einer Sitzung über dieselbe Frage abstimmen sollten.

Mays Deal wurde bereits drei Mal abgeschmettert, was eine weitere Abstimmung schwierig macht, solange keine Veränderungen am Deal gemacht wurden oder den Abgeordneten keine andere Frage gestellt wird. Es gibt jedoch Gespräche darüber, die Abstimmung aufzuspalten in eine über das bindende Austrittsabkommen und eine über die nicht-bindende politische Erklärung über das zukünftige Verhältnis zwischen der EU und Großbritannien. So könnte die Abstimmungsproblematik umgangen werden.

Sollte es den Abgeordneten nicht gelingen, eine Mehrheit für einen Plan hervorzubringen, verlässt Großbritannien die EU ohne Deal.

2. Der No-Deal-Brexit

Zwar hat das britische Parlament mit knapper Mehrheit beschlossen, die Regierung gesetzlich zu einem weiteren Brexit-Aufschub zu verpflichten, aber wenn das nicht gelingt und kein Deal gefunden wird, droht am 12. April der sogenannte harte Brexit. Sollte es dazu kommen, würde sich das aller Voraussicht nach negativ auf das britische Pfund auswirken, wenngleich die soeben genannte Verpflichtung dafür gesorgt hat, dass dies bislang noch nicht der Fall war.

3. Brexit Neuverhandlungen

Wie es derzeit aussieht, gelingt es nicht, genug Abgeordnete für Mays Deal zu vereinen, aber es gibt genug, die einen harten Brexit verhindern wollen. Dieses Patt müsste eigentlich den Weg freimachen für Neuverhandlungen. Natürlich wäre das völliges Neuland. Eine Möglichkeit wäre eine umfassende Neuverhandlung des Brexit. Dazu wäre aber ein langer Aufschub des Brexit vonnöten, was bedeuten würde, dass Großbritannien an der Europawahl im Mai teilnehmen müsste, was Brüssel verhindern will.

Eine Neuverhandlung könnte zu einem Abkommen führen, das anderen wie dem Kanada- oder Norwegen-Modell ähnelt. Großbritannien hätte damit eine engere Bindung an die EU als mit Mays Deal. Sollte die EU aber jegliche Form der Neuverhandlung ablehnen, muss sich Großbritannien nach einer der anderen Optionen umsehen.

4. Erneutes Misstrauensvotum gegen May

Bereits am 16. Januar kam es zum erfolglosen Misstrauensvotum gegen Theresa May aus den eigenen Reihen ihrer Tory-Partei. Die Oppositionspartei Labour könnte jederzeit ein weiteres Misstrauensvotum gegen sie anstreben. Würde May das abermals überstehen, würde die Regierung mit ihren Plänen fortfahren. Würde sie verlieren, würde entweder eine neue Regierung eingesetzt oder Neuwahlen ausgerufen werden.

5. Neuwahlen in England

Da sich das britische Parlament derzeit gegenseitig blockiert, könnte May die drastische Maßnahme ergreifen, Neuwahlen auszurufen. Allerdings kann sie das nicht alleine beschließen, sondern muss die Abgeordneten darüber abstimmen lassen. Um das Parlament aufzulösen, ist eine Zweidrittelmehrheit nötig, weshalb dieser Ausgang sehr unwahrscheinlich ist.

6. Zweites Referendum

Vor allem aus dem Lager der Brexit-Gegner werden die Forderungen nach einem zweiten Referendum immer lauter. Eine Petition dafür hat bereits 5 Millionen Unterschriften gesammelt. Allerdings ist knapp die Hälfte der britischen Öffentlichkeit stramm gegen diese Option. Viele Politiker des Pro-Brexit-Lagers argumentieren, dass die britische Demokratie schweren Schaden nehmen würde, wenn das ursprüngliche Brexit-Votum missachtet werden würde. Selbst wenn der ungewöhnliche Fall eintreten und ein zweites Referendum angesetzt werden würde, bräuchte dessen Durchführung mehrere Monate.

7. Großbritannien kündigt Artikel 50 auf

Da die Regierung den Brexit unbedingt durchführen will, ist es unwahrscheinlich, dass sie Artikel 50 zurücknimmt, ohne zuerst ein zweites Referendum oder Neuwahlen anzusetzen. Der Europäische Gerichtshof hat entschieden, dass es legal ist, wenn Großbritannien den Brexit ohne die Zustimmung der übrigen 27 EU-Länder beschließt.

Selbst wenn Theresa May als Premierministerin zurücktritt oder ein Misstrauensvotum gegen sie erfolgreich ist, muss Ihre Nachfolgerin eine der genannten Optionen ziehen. Jeder erdenkliche Ausgang kann zu hoher Volatilität auf den britischen Märkten führen. Auf manchen ist dies schon zu spüren, wie wir im nächsten Abschnitt zeigen werden.

Die Auswirkungen des Brexit auf die britischen Märkte

Auf langfristige Sicht ringt das britische Pfund um seine Richtung, oszilliert zwischen den Kursniveaus 1,3320 und 1,2650, wie an den beiden blauen Linien im folgenden GBPUSD Chart abzulesen ist:

Quelle: Admiral Markets MT5 Supreme Edition - GBPUSD Wochenchart - Datenspanne: 28. Mai 2017 bis 28. März 2019, abgerufen am 28. März 2019 um 21.44 Uhr GMT. Bitte beachten Sie: Die vergangene Performance ist kein verlässlicher Indikator für zukünftige Ergebnisse.

Trader, die Unterstützungs- und Widerstandslevel einsetzen, kaufen und verkaufen diese Level typischerweise, indem sie Trading Indikatoren und Price Action Trading einsetzen, um beim Timing und Risikomanagement ihrer Trades auf Nummer sicher zu gehen.

Die Schwäche des britischen Pfunds hat die internationale Nachfrage nach unterbewerteten britischen Anlageklassen erhöht, wie der folgende Chart des FTSE 100 zeigt, auf dem die 100 größten Unternehmen an der London Stock Exchange gelistet sind:

Quelle: Admiral Markets MT5 Supreme Edition - FTSE 100 Tageschart - Datenspanne: 29. Juni 2018 bis 28. März 2019, abgerufen am 28. März 2019 um 21.50 Uhr GMT. Bitte beachten Sie: Die vergangene Performance ist kein verlässlicher Indikator für zukünftige Ergebnisse.

Wenngleich diese Gelegenheiten die Mutigen belohnen könnte, ist es immer ratsam, Tools wie Stop Loss und Volatility Protection einzusetzen, um Trading-Risiken zu minimieren.

Sowohl die britische Währung als auch der britische Aktienmarkt bieten derzeit zahlreiche Trading-Gelegenheiten. Wollen Sie sich den einmaligen Trading-Event Brexit entgehen lassen?

Risikohinweis

Dieses Material beinhaltet keine und sollte nicht als Investmenberatung, Investmentempfehlung, Angebot oder Werbung für jegliche Art von Transaktion mit Finanzinstrumenten aufgefasst werden. Bitte seien Sie sich bewusst, dass Artikel wie dieser keine verlässlichen Voraussagen für gegenwärtige oder zukünftige Entwicklungen darstellen, da sich die Umstände jederzeit ändern können. Bevor Sie irgendeine Art von Investment tätigen, sollten Sie einen unabhängigen Finanzberater konsultieren, um sicherzustellen, dass Sie die vorhandenen Risiken richtig verstehen und einschätzen können.
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